Stillen und chronische Erkrankungen der Mutter

Medikation in der Schwangerschaft

Es kommt häufig vor, dass Mütter an verschiedenen chronischen Krankheiten leiden, wie Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Endometriose oder sogar Krebs. Ist eine dauerhafte Einnahme von Medikamenten eine Kontraindikation zum Stillen? Welche Krankheiten erlauben es nicht zu stillen? In Wirklichkeit gibt es nur sehr wenige Medikamente, die während der Stillzeit streng kontraindiziert sind. In den meisten Fällen sind sie mit sehr schweren Erkrankungen verbunden, die eine Kontraindikation für das Stillen darstellen können. Dazu gehören Krebs, schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und schwere psychische Störungen. Es gibt auch eine recht große Gruppe von Medikamenten, die von der Mutter mit einem zeitlichen Abstand zum Stillen eingenommen werden können. Die Packungsbeilage liefert keine Informationen über die Sicherheit der Arzneimittelanwendung während der Stillzeit. Sie sollten wissen, dass es möglich ist, die Behandlung so zu wählen, dass diese für die Mutter effektiv und für das Kind sicher ist.

Stillen bei Schilddrüsenerkrankungen

Hormonelle Erkrankungen, einschließlich Schilddrüsenerkrankungen, sind ein häufiges Gesundheitsproblem bei Frauen. Sie können sowohl eine Kontraindikation für das Stillen sein oder die Laktation beeinträchtigen?

Eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) kann andere hormonelle Störungen verursachen, die das Stillen beeinträchtigen. Dies kann entweder ein Mangel oder eine Überproduktion von Muttermilch sein. Die Krankheit und die dafür eingesetzten Medikamente sind jedoch kein Hindernis für das Stillen.

Eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) verursacht normalerweise keine Probleme beim Stillen. Manchmal kann es jedoch bei einer postpartalen Thyreoiditis zu einer Überproduktion von Muttermilch kommen. Die Standardbehandlung einer leichten Hyperthyreose ist keine Kontraindikation für das Stillen. In schweren Fällen, wenn die Behandlung radikaler sein muss (radioaktives Jod), ist es jedoch notwendig, das Stillen abzubrechen. Glücklicherweise kommen diese Situationen jedoch recht selten vor.

Stillen bei Stoffwechselerkrankungen (Diabetes und Insulinresistenz)Das Stillen ist bei beiden Diabetestypen möglich. Während der Laktation wird der Bedarf an Insulin reduziert und der Stoffwechsel reguliert. Allerdings kann Diabetes zu Schwierigkeiten bei der Einleitung des Stillens führen. Die Hauptschwierigkeit kann das verzögerte Einsetzen der Produktion größerer Milchmengen (Laktogenese II) sein, verursacht durch die Konkurrenz des Brustgewebes mit anderen Geweben um den Zugang zu Insulin, das für die Milchproduktion notwendig ist und diese verspäten kann. Wenn die Mutter in dieser frühen Phase keine Unterstützung erhält, können Probleme auftreten, die das Abstillen fördern. Mütter mit Diabetes haben auch eine erhöhte Neigung zu Infektionen, darunter leider auch zu Brustentzündungen. All dies bedeutet, dass Mütter mit Typ-I- und Typ-II-Diabetes viel Unterstützung beim Stillen und oft eine professionelle Stillbetreuung benötigen. Medikamente, die bei Diabetes eingesetzt werden, sind keine Kontraindikation für das Stillen.

Stillen bei allergischen Erkrankungen?

Das Stillen senkt das Allergierisiko bei Kindern, deswegen ist es empfehlenswert bei Kindern aus allergiebelasteten Familien.

Es gibt viele Arten von Allergien oder allergischen Erkrankungen. Bei einigen reicht eine Beseitigung der Allergene aus der Umgebung (z. B. Wechsel des Waschmittels oder der Kosmetika) oder aus der Ernährung (Nahrungsmittelallergien). Solche Allergene wie z.B. Pollen können nicht eliminiert werden, und dann ist es notwendig, Medikamente einzusetzen, um die Reaktion des Körpers zu unterdrücken.

Medikamente, die bei allergischen Erkrankungen eingesetzt werden, nennt man Antihistaminika und diese sind beim Stillen keine Kontraindikation. Auch steroidale Nasentropfen und Augentropfen, die häufig verordnet werden, stellen kein Risiko für das Kind dar. Die Verwendung von Salben und Cremes auf Steroidbasis ist manchmal notwendig. Ihre Anwendung auf einer kleinen Hautfläche für eine kurze Zeit ist während der Stillzeit nicht kontraindiziert, da die Absorption dieser Substanzen von der Haut minimal ist. Auch inhalative Steroid-Medikamente werden praktisch nicht aus den Atemwegen aufgenommen, somit sind diese beim Stillen nicht kontraindiziert .

Stillen bei Herz - Kreislauf - Erkrankungen?

Die häufigste kardiovaskuläre Erkrankung bei Müttern ist der Bluthochdruck. Glücklicherweise beeinflusst dieser nicht die Milchproduktion. Unbehandelter Bluthochdruck kann sehr gefährlich sein und darf daher nicht unterschätzt werden, was leider manchmal passiert, da er kaum Beschwerden verursacht. Es gibt viele Ursachen für Bluthochdruck und daher auch viele Möglichkeiten der Behandlung. Die in erster Linie verwendeten Medikamente sind sicher für die Stillzeit. Jedoch wenn ihre Wirkung nicht ausreicht, muss die Therapie neu eingestellt werden, was eine vom Stillen zeitabhängige Einnahme erfordern kann. Herz - Kreislauf - Erkrankungen erfordern eine individuelle Beratung.

Stillen bei Krebs?

Eine Krebsbehandlung wie Chemotherapie und Strahlentherapie sind sehr aggressiv und daher beim Stillen kontraindiziert.

Zusammenfassend

Chronische Erkrankungen der Mutter stellen in den meisten Fällen kein Risiko oder keine Kontraindikation für das Stillen dar. Es muss immer bedacht werden, dass jeder Fall individuell von einem Arzt beraten werden muss.

Mütter, die stillen möchten, sollen auf notwendige Behandlungen und Untersuchungen nicht verzichten.

Die einzige Untersuchung, die eine Stillpause erfordert, ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem ein radioaktives Kontrastmittel eingesetzt wird. Wenn es nicht möglich ist, die Untersuchung bis nach der Stillzeit zu verschieben, sollte die Mutter einige Zeit vor der Untersuchung Milch abpumpen und sammeln, damit nach Möglichkeit genug da ist, um das Baby in der Pause nach der Untersuchung zu füttern. Nach der Untersuchung sollte zur Aufrechterhaltung der Laktation auch Muttermilch gesammelt werden, die aber wegen ihrer Radioaktivität verworfen werden soll. Die Abklingzeit der in der Diagnostik verwendeten radioaktiven Isotope ist bekannt und die Fütterungspause beträgt in der Regel nicht länger als 24 Stunden. Jedoch muss jeder Fall individuell abgesprochen werden.

Es ist wichtig darauf zu achten immer solche Diagnostik und Behandlung der Mutter anzustreben, die das Stillen aufrechterhalten lässt. Leider ist dies nicht immer möglich. Dennoch sollte die Mutter niemals eine Untersuchung oder Behandlung verweigern, denn ihre Gesundheit und ihr Leben sind von größter Bedeutung.

Auf der Seite https://www.embryotox.de/ des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin kann die Verträglichkeit von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit nachgeschlagen werden.

Diese Informationen sind einer medizinischen Beratung nicht gleich zu stellen und ersetzen diese nicht.

 

Literatur:

- Stillen in Theorie und Praxis. Handbuch für Still- und Laktationsberaterinnen sowie Hebammen, Krankenschwestern und Ärzte, M. Nehring-Gugulska (Hrsg.), Praktische Medizin, Krakau 2017- Medications and Mothers' Milk, Thomas W. Hale, Hale Publishing, Amarillo 2017

- http://e-lactancia.org/