Ist das eine Kuhmilchallergie?

Kuhmilchallergie

Symptome der Kuhmilchallergie

Eine Intoleranz gegenüber Kuhmilcheiweiß äußert sich häufig durch Erbrechen, Durchfall, Hautausschlag und Weinen, in seltenen Fällen als anaphylaktischer Schock.

Nur 1% der Säuglinge haben eine echte Allergie gegen Kuhmilchproteine, wie eine bevölkerungsbasierte Studie mit bis zu 12.000 Säuglingen aus neun Ländern zeigte. Allerdings glauben bis zu 14% der Eltern, dass ihr Kind an einer Kuhmilchallergie leidet. Der Grund für diese Überinterpretation kann in den ungenauen Richtlinien für das Diagnoseschema von Nahrungsmittelallergien bei Säuglingen liegen.

Eine Analyse von neun offiziellen Leitlinien aus mehreren europäischen Ländern hat gezeigt, dass Symptome wie Erbrechen, häufiges Weinen oder Durchfall oft als Kuhmilcheiweißallergie beim Kind diagnostiziert werden. Es wird geschätzt, dass 15 bis 20 % der gesunden Säuglinge ohne ersichtlichen Grund Erbrechen, Hautausschlag und Weinen aufweisen und dass diese Symptome mit der Zeit verschwinden und daher bei der Diagnosestellung nicht berücksichtigt werden sollten.

Kuhmilchallergie - Stillen - Studien

Ein weiterer Aspekt, der bei den Forschern Zweifel aufkommen lässt, ist die häufige Empfehlung zum einen auf Milchprodukte zu verzichten, zum anderen mit dem Stillen aufzuhören und auf Muttermilchersatzprodukte zu wechseln. Diese Vorgehensweise ist nicht gerechtfertigt, denn es ist erwiesen, dass das β-Lactoglobulin, das für allergische Reaktionen verantwortlich ist, nur in minimalen Mengen (1 Mikrogramm pro Liter) in der Muttermilch vorkommt. Bei 99% gestillter Säuglinge mit einer diagnostizierten Allergie gegen Kuhmilchproteine, deren Mütter Milchprodukte konsumierten, wurde nachgewiesen, dass die Muttermilch zu wenig von diesem Protein enthält, um eine allergische Reaktion beim Kind auszulösen.

Beunruhigend ist, dass 81% der Autoren von oben genannten 9 analysierten Empfehlungen finanzielle Unterstützung von Herstellern der Muttermilchersatzprodukten erhielten und 3 dieser Empfehlungen wurden sogar von solchen Unternehmern finanziert. Somit ist die Unparteilichkeit der Empfehlungen kritisch anzuzweifeln, denn die Empfehlung zu Muttermilchersatzprodukten zu wechseln würde finanzielle Vorteile den Herstellern bringen.

Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für die Empfehlung das Stillen einzustellen, um Symptome einer Kuhmilcheiweißallergie zu verhindern.

Quelle: 

Munblit D, Perkin MR, Palmer DJ, Allen KJ, Boyle RJ, Assessment of Evidence About Common Infant Symptoms and Cow's Milk Allergy, JAMA Pediatr. Published online April 13, 2020. doi: 10.1001/jamapediatrics.2020.0153