Die Entstehung und Produktion von Muttermilch, auch als Laktation bezeichnet, ist ein komplexer physiologischer Prozess, der in den Brustdrüsen stillender Frauen stattfindet.
Hormonelle Regulation:
Die Produktion von Muttermilch wird durch Hormone gesteuert, insbesondere Prolaktin und Oxytocin. Prolaktin wird von einer kleinen Drüse im Gehirn freigesetzt und stimuliert die Milchproduktion. Oxytocin sorgt für die Ausschüttung der bereits produzierten Milch aus den Milchdrüsen.
Wie entwickelt sich die Brustdrüse in der Schwangerschaft, um auf den Tag der Geburt zum Stillen vorbereitet zu sein?
Die Milchbildung und Vorbereitung auf das Stillen beginnen bereits in der Schwangerschaft mit der so genannten Laktogenese I.
Das bedeutet, dass die ersten Veränderungen in den Brustdrüsen unter dem Einfluss von Hormonen wie Östrogen und Progesteron bereits in der Schwangerschaft beginnen. In dieser Phase beginnen die Brustdrüsen sich zu vergrößern und die Brustwarzen können dunkler und empfindlicher werden. Die Brustdrüsen beginnen, Milchgänge zu entwickeln, die die Milch vom inneren Teil der Brust zur Brustwarze leiten. Diese Milchgänge sind wie ein verzweigtes System von Röhren, das die Milch transportiert. In den Brustdrüsen bilden sich winzige Drüsensäcke, die als Alveolen bezeichnet werden. Diese Alveolen sind die eigentlichen Milchproduktionsstätten. Sie sind von spezialisierten Zellen umgeben – den Laktozyten, die die Milch produzieren und in die Alveolen abgeben. In der späten Schwangerschaft und kurz nach der Geburt beginnen diese Alveolen aktiv, Milch zu produzieren. Prolaktin ist das Schlüsselhormon, das die Milchproduktion in Gang setzt und aufrechterhält.
Im Laufe der Laktogenese I und kurz vor der Geburt beginnen die Brustdrüsen, Kolostrum zu produzieren. Kolostrum ist die erste Art von Milch, die dein Neugeborenes nach der Geburt erhalten wird. Es ist reich an Antikörpern und Nährstoffen und dient dazu, das Immunsystem deines Neugeborenen zu stärken. Wie du siehst, es ist entscheidend für die ersten Tage des Lebens deines Neugeborenen, da es das Immunsystem des Babys stärkt und es vor Infektionen schützt.
In der Konsistenz ist das Kolostrum dickflüssig, gelblich bis goldgelb. Die Färbung kommt von Beta-karoten. Die Menge an Kolostrum, das ein Neugeborenes in den 4 – 6 Tagen erhält, ist gering, ca. 50-100 ml/Tag, da der Magen eines Neugeborenes sehr klein ist.
Außer Immunstoffen, enthält es auch Proteine, die die Entwicklung des Immunsystems fördern, sowie hohe Konzentrationen von Vitaminen und Mineralstoffen.
Zusätzlich wirkt Kolostrum abführend und hilft dem Neugeborenen, das sogenannte Mekonium (die ersten Stuhlabsonderungen) auszuscheiden.
Laktogenese II: Nach der Geburt Ihres Babys steigt der Prolaktinspiegel weiter an, und dies löst die Produktion von reifer Muttermilch aus. Dieser Prozess wird als Laktogenese II bezeichnet. Zu Beginn kann die Milchproduktion übermäßig sein, und die Brüste können sich gespannt und schmerzhaft anfühlen, bis sich die Milchmenge reguliert. Man spricht dann von einem Milcheinschuss.
In dieser Phase entsteht sowohl die Übergangsmilch als auch die reife Milch:
Übergangsmilch:
- In den ersten Tagen nach der Geburt beginnt das Kolostrum allmählich in die Übergangsmilch überzugehen. Dies passiert zwischen dem 7. und dem 14. Tag nach der Geburt.
- Die Übergangsmilch ist heller und dünner als das Kolostrum, aber immer noch reich an Nährstoffen und Antikörpern.
- Der Gehalt an Fett, Laktose und Kalorien in der Muttermilch nimmt zu.
Reife Muttermilch: Danach geht die Übergangsmilch in die reife Milch über.
- Nach etwa zwei Wochen hat sich die Muttermilch normalerweise in die reife Muttermilch verwandelt.
- Die reife Muttermilch ist weiss und hat eine dünnere Konsistenz im Vergleich zum Kolostrum oder zur Übergangsmilch.
- Sie enthält eine ausgewogene Mischung von Nährstoffen, Fett, Kohlenhydraten und Proteinen, die den Bedürfnissen des Babys entsprechen.
- Die reife Muttermilch enthält immer noch viele Immunglobuline, die die Immunität des Babys unterstützen, und sie passt sich kontinuierlich an die Bedürfnisse des wachsenden Säuglings an.
Die Muttermilchbildung beginnt im mütterlichen Körper. Die Mutter verbraucht Nährstoffe aus ihrer Nahrung und ihre Leber und ihr Kreislaufsystem stellen diese Nährstoffe zur Verfügung. Diese Nährstoffe zirkulieren im Blut der Mutter und dienen als Rohstoffe für die Milchproduktion. Reife Muttermilch enthält eine komplexe Mischung aus verschiedenen Bestandteilen, die alle dazu beitragen, das Wachstum und die Entwicklung deines Kindes zu fördern. Hier sind einige der Hauptbestandteile der Muttermilch:
- Wasser: Muttermilch besteht zu etwa 87% aus Wasser. Dies sorgt dafür, dass Ihr Baby gut hydratisiert bleibt, besonders in den ersten Lebensmonaten, wenn Babys noch nicht viel zusätzliches Wasser benötigen.
- Kohlenhydrate: Die Hauptkohlenhydrate in Muttermilch sind Laktose und Oligosaccharide. Laktose liefert Energie für Ihr Baby, während Oligosaccharide wichtige probiotische Bakterien im Darm Ihres Babys fördern, was die Verdauung und das Immunsystem unterstützt.
- Fette: Die Fettzusammensetzung der Muttermilch ändert sich im Laufe der Zeit, um den sich ändernden Bedürfnissen Ihres Babys gerecht zu werden. Die Fette in der Muttermilch liefern wichtige Kalorien und unterstützen die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems.
- Proteine: Muttermilch enthält verschiedene Proteine. Diese liefern Ihrem Baby essentielle Aminosäuren für das Wachstum und die Entwicklung.
- Antikörper und Immunstoffe: Muttermilch ist reich an Immunstoffen wie Antikörpern, Lysozymen und Leukozyten, die Ihr Baby vor Infektionen und Krankheiten schützen können.
- Hormone und Wachstumsfaktoren: Muttermilch enthält Hormone und Wachstumsfaktoren, die die Entwicklung und Reifung verschiedener Organe und Systeme Ihres Babys unterstützen.
- Enzyme und Verdauungsfaktoren: die Ihrem Baby helfen, Nahrung effizient zu verdauen, sowie Faktoren, die die Darmreifung unterstützen.
- Vitamine und Mineralstoffe: Muttermilch liefert eine ausgewogene Mischung von Vitaminen und Mineralstoffen, die für das Wachstum und die Gesundheit Ihres Babys unerlässlich sind.
- Antioxidantien: Die Muttermilch enthält Antioxidantien, die die Zellen Ihres Babys vor schädlichen freien Radikalen schützen können.
- Andere bioaktive Stoffe: Es gibt viele andere bioaktive Substanzen in Muttermilch, die eine Rolle bei der Gesundheit und Entwicklung Ihres Babys spielen, darunter Hormone, Wachstumsfaktoren und Enzyme.
Kurz zu Fetten.
Fette sind der am stärksten schwankende Bestandteil der Muttermilch. Ihre Konzentration schwankt bereits während eines einzelnen Stillvorgangs. Zusätzlich ist es wichtig zu wissen, dass der Fettgehalt ebenfalls von unterschiedlichen Faktoren abhängig ist, wie z.B. vom Abstand zwischen den Fütterungen, dem Entleerungsgrad der Brüste und der Stillzeit ab und kann in beiden Brüsten und bei verschiedenen Frauen unterschiedlich sein. Zu Beginn erhält der Säugling fettarme Nahrung, und mit zunehmender Nahrungsaufnahme und Entleerung der Brust wird die Milch immer fettreicher. Am Ende des Stillens kann die Fettkonzentration bei manchen Frauen bis zu 5 % steigen!
Man spricht dann von Milch der Phase I (also der Vordermilch) – In den ersten Minuten nach dem Saugen ist wässrig, der Fettgehalt ist gering und beträgt etwa 2%. Dann beginnt die Phase II, auch Hintermilch genannt – In den späteren Minuten des Saugens nimmt der Fettgehalt 5 bis 6 % zu.
Das besondere an der Muttermilch ist, dass ihre Zusammensetzung auch von den individuellen Bedürfnissen deines Babys abhängt. Muttermilch passt sich kontinuierlich an die Bedürfnisse Deines Kindes an, um sicherzustellen, dass es optimal ernährt und geschützt ist.
Ich möchte noch das Thema der Frühgeborenenmilch ansprechen. Da gibt es einige Mythen, die besagen, dass die Mama ihr Frühgeborenes nicht stillen kann, weil sie noch keine Milch produzieren kann. Das ist natürlich nicht wahr. Du hast gehört, dass die Brust sich während der Schwangerschaft auf das Stillen vorbereitet und ab der 16. Schwangerschaftswoche die Sekretion der Milch in die Brustdrüse beginnt. Bei einigen Frauen erscheinen sogar Milchtröpfchen an den Brustwarzen ab dieser Zeit.
Interessanterweise enthält die Milch der Frühgeborenen mehr Eiweiß, Hormone, Wachstumsfaktoren, Immunglobulin SIgA, Laktoferrin, Mineralstoffe und wahrscheinlich mehr Fette einschließlich Cholesterin, Phospholipide und mittelkettige Fettsäuren (MCT), dafür weniger Laktose. Diese Milch hat einen höheren Energiewert (58-70 kcal/dl im Vergleich zu reifer Milch (48-64 kcal/dl). Diese Zusammensetzung entspricht auch den Bedürfnissen von Frühgeborenen, was unglaublich ist. Die Mama weiß immer, was ihrem Kind fehlt. So kann man das interpretieren.
Was ist wichtig, um die Muttermilchbildung aufrechtzuerhalten?
Eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Stressreduktion und Gelassenheit
- Häufiges Anlegen und Saugen: Die wichtigste Stimulanz für die Milchproduktion ist das Saugen deines Babys an der Brust. Je häufiger dein Baby saugt, desto mehr Prolaktin wird freigesetzt, und deine Brüste produzieren mehr Milch, um den Bedarf deines Babys zu decken. Beim Saugen wird das Hormon Oxytocin freigesetzt. Dies bewirkt, dass die Milch aus den Milchdrüsen in die Brustwarzen gedrückt wird, so dass Ihr Baby die Milch leichter trinken kann.
- Leerer Brusteffekt: Wenn dein Baby die Brust effizient entleert, signalisiert dies dem Körper, mehr Milch zu produzieren. Dieser Effekt ist ebenfalls entscheidend für die Aufrechterhaltung einer ausreichenden Milchversorgung.